Algorithmen helfen bei der Personalarbeit

People Analytics kann Hinweise auf die Eignung von potenziellen und bestehenden Mitarbeitern liefern.

Big Data und künstliche Intelligenz (KI) haben in Banken und Sparkassen etwa an den Schnittstellen zu Kunden oder im Anleihehandel bereits Einzug gehalten. Personalabteilungen hingegen können in der Regel bei ihren Aufgaben nicht auf eine automatische Auswertung großer Datenmengen zurückgreifen. Anders sieht es bei der Gesellschaft für Konto Service (GKS) aus, die als Tochterunternehmen der Sparkasse Köln Bonn Marktfolgedienstleistungen im Passiv- und Dienstleistungsgeschäft sowie rund um das Konto erbringt. Wie die GKS die Führungskultur neu ausrichten wollte, haben vier Abteilungs- und elf Teamleiter ihr Sprachverhalten mit der Software Precire analysieren lassen. Der Test dauert 15 Minuten und gibt nach einer maschinellen Auswertung von Satzlängen, Wortwahl und Verwendungshäufigkeit bestimmter Begriffe Auskunft darüber, wie ein Proband kommunikativ wirkt. Laut Alexander Kolter, Geschäftsführer der GKS, hat der Sprachtest ein aufwendiges Beobachterverfahren überflüssig gemacht. Weiterer Vorteil sei, dass in einem solchen Verfahren die Software anders als die menschlichen Beobachter frei von subjektiven Eindrücken sei. Bei einem Tester aus Fleisch und Blut habe das äußere Erscheinungsbild der Probanden ebenso Einfluss auf das Urteil wie der Führungsstil, der Beobachter selbst pflegt. „Durch die technisch gestützte Sprachanalyse werden subjektive Einflussfaktoren eliminiert“, ist Kolter überzeugt.

Die Software für People Analytics verspricht, auch die Passgenauigkeit eines Bewerbers feststellen zu können sowie bei den bereits Beschäftigten Persönlichkeitsmerkmale zu analysieren und vor einer Burn-out-Gefährdung zu warnen. Die Technologie basiert auf einer Stichprobe mit 5.200 Probanden und geht davon aus, dass Menschen, deren Sprachverhalten ähnlich ist, sich auch im Beruf vergleichbar verhalten. „Precire lässt sich probeweise einsetzen und damit überprüfen, inwieweit die Technologie mit den Ergebnissen von bewährten Instrumenten in der Personalarbeit des jeweiligen Unternehmens übereinstimmt“, empfiehlt Sefedin Alimpassi, Geschäftsführer der ProFido Akademie, die als Projektpartnerin der GKS auch deren Führungskräfte berät. Mit der Sprachanalyse könne eine Bank oder Sparkasse im Vorfeld von Coachings und Trainings viel Zeit sparen. […]

Von Rainer Spies
Veröffentlicht im BANKMAGAZIN – Für Führungskräfte der Finanzwirtschaft
(Ausgabe 11|2018)